5 Fragen an: Matthäus Michalik

Folge #4

Dieser Beitrag ist auch verfügbar auf: Deutsch

In unserer Interviewreihe „5 Fragen an …“ beantworten Experten fünf spannende Fragen, die in ihrem jeweiligen Fachgebiet relevant sind. Jede Folge widmet sich einem anderen Thema: Ob es um Empfehlungen zur Strategieentwicklung, bewährte Methoden im E-Commerce oder Schlüsselfaktoren für nachhaltiges Online-Wachstum geht – hier erfahrt ihr aus erster Hand, was Unternehmen wirklich nach vorne bringt. Die Experten bringen ihre wichtigsten Insights für euch auf den Punkt und versorgen euch mit praxisnahen Tipps. Viel Spaß beim Lesen! 

Folge 4 unserer Interviewreihe 5 Fragen an …” hält einen weiteren SEO- und Content-Marketing-Experten für euch bereit: 

Matthäus Michalik beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren mit Suchmaschinenoptimierung und gibt euch in diesem Format Einblicke in sein Expertenwissen. Er war bei Performics AKM3 und ist Gründer sowie Geschäftsführer von Claneo. Die Agentur ist auf internationales SEO und Content-Marketing spezialisiert und betreut namhafte Unternehmen verschiedener Branchen, zum Beispiel Schwarzkopf, RTL Interactive, toom, Henkel oder Viessmann. Mit seinem rund 80-köpfigen Team berät er Händler und Marken dazu, wie sie über Google und andere Suchmaschinen mehr potenzielle Kunden erreichen können.

Wie können Händler und Marken potenzielle Kunden auf ihre Angebote aufmerksam machen? Wie können sie herausfinden, welche Keywords relevant sind, damit ihre Artikel ganz oben in der Suchergebnisleiste der jeweiligen Suchmaschine platziert werden?

Suchmaschinenoptimierung (SEO) ist eine effektive Methode, um Webseiten, Produkte oder andere digitale Inhalte wie Videos und Apps für Suchmaschinen besser auffindbar zu machen. In der Regel sprechen wir bei SEO von Google, da es die führende Suchmaschine ist, doch mittlerweile ist das Thema viel breiter aufgestellt: Kunden suchen nicht nur bei Google, sondern auch auf Plattformen wie YouTube, TikTok, Instagram oder Marktplätzen wie Kaufland oder Amazon. 

Eine einfache Möglichkeit, passende Keywords zu identifizieren, bietet die Autovervollständigung in den jeweiligen Suchfeldern. Sobald man mit dem Tippen beginnt, werden automatisch Vorschläge für häufige Suchbegriffe angezeigt. Darüber hinaus gibt es spezialisierte Tools, die bei der Keyword-Recherche unterstützen, wie zum Beispiel Keywordtool.io oder seospark.io. Für umfassendere Analysen bieten Suiten wie SISTRIX oder ahrefs.com noch mehr Möglichkeiten. 

Ein wichtiger Faktor ist das monatliche Suchvolumen der Keywords, sofern diese Daten von den jeweiligen Suchmaschinen bereitgestellt werden. Dies hilft dabei, Keywords nach ihrer Relevanz zu priorisieren. Es lohnt sich zu überlegen, ob potenzielle Kunden eher nach einem „Schraubendreher“ oder einem „Schreibzieher“ suchen und wie man sein Produkt entsprechend benennt. 

Jede Suchmaschine verwendet unterschiedliche Faktoren in ihrem Algorithmus, die bei der Platzierung in den Suchergebnissen eine Rolle spielen. Diese Faktoren können sich von Suchmaschine zu Suchmaschine unterscheiden. Bei Produkten ist beispielsweise der Produktname von großer Bedeutung, während bei Webseiten der Seitentitel eine zentrale Rolle spielt.” 

Key Learning: 
Suchmaschinenoptimierung (SEO) ist der Schlüssel, um die Aufmerksamkeit potenzieller Kunden auf die eigenen Produkte zu lenken. Die Schwierigkeit besteht darin, für jede Suchmaschine die passenden Keywords zu finden. Händler und Marken können dafür die Autovervollständigung der jeweiligen Suchfelder, spezialisierte Tools oder Analysesuiten nutzen und die identifizierten Keywords anschließend anhand ihres monatlichen Suchvolumens priorisieren.

Welche SEO-Strategien empfiehlst du Marktplatz-Händlern, um die Sichtbarkeit und den Traffic bei ihrer Zielgruppe auf ihren Produktdetailseiten zu erhöhen? Wie können sie überprüfen, ob ihre Strategie erfolgreich ist?

Google hat uns in den letzten 25 Jahren beigebracht, wie wir effektiv suchen, um die besten Ergebnisse zu erhalten. Nicht ohne Grund ist „googeln“ zum Synonym für „suchen“ geworden und sogar in den Duden aufgenommen worden. Aus diesem Grund können viele der Prinzipien, die wir aus der klassischen Suchmaschinenoptimierung (SEO) von Google kennen, auch auf Marktplätze angewendet werden. Das betrifft insbesondere die Gewichtung und Priorisierung von Keywords, basierend auf deren Suchvolumen. 

Dennoch gibt es Unterschiede: Marktplätze wie Kaufland oder Amazon verwenden oft ihre eigenen Algorithmen, um die Relevanz von Suchergebnissen zu bestimmen. Hier spielen zusätzlich Faktoren wie Produktbewertungen, Verkäufe und Versandoptionen eine Rolle. Daher ist es wichtig, die spezifischen Suchtrends und Anforderungen der jeweiligen Plattform zu berücksichtigen und die Keyword-Strategie entsprechend anzupassen.” 

Key Learning:
Viele Erkenntnisse der klassischen SEO-Analyse, wie die Priorisierung von Keywords nach Suchvolumen, lassen sich auf Marktplätze übertragen. Allerdings nutzen Marktplätze eigene Algorithmen, die zusätzlich Faktoren wie Bewertungen und Verkäufe berücksichtigen. Deshalb sollte die Keyword-Strategie plattformspezifisch angepasst werden. 

Können Händler dieselben Produktdaten für ihren eigenen Onlineshop und verschiedene Online-Marktplätze nutzen oder ist es ratsam, diese je nach Plattform anzupassen?

Die Komplexität von internationalem SEO wird häufig unterschätzt. Händler und Marken nehmen oft an, dass eine einfache Übersetzung ihrer Inhalte ausreicht. Das ist jedoch ein Trugschluss, denn das Suchverhalten kann sich von Land zu Land erheblich unterscheiden. Begriffe, die in Deutschland gesucht und genutzt werden, finden nicht unbedingt in anderen Ländern die gleiche Anwendung. Zudem gibt es bei der Übersetzung oft keine exakte 1:1-Entsprechung, was dazu führen kann, dass alternative, lokal relevante Begriffe übersehen werden. Aus diesem Grund ist es entscheidend, auf Transkreation zu setzen – also die Anpassung von Inhalten unter Berücksichtigung des lokalen Suchverhaltens und kultureller Besonderheiten. 

Zwei Beispiele verdeutlichen die Komplexität: 

  1. Im Englischen spricht man von „Car Insurance“, was wörtlich mit „Autoversicherung“ ins Deutsche übersetzt wird. Im deutschsprachigen Raum wird jedoch häufiger der Begriff „KFZ-Versicherung“ verwendet. Wenn man hier den falschen Begriff als Hauptkeyword wählt oder wichtige Synonyme übersieht, kann das negative Auswirkungen auf die Sichtbarkeit haben. 
  1. In Deutschland ist es Tradition, dass Kinder zur Einschulung eine Schultüte bekommen, und „Schultüten Bastelsets“ sind im Sommer stark nachgefragt. Dieser Brauch ist jedoch in vielen anderen Ländern, wie beispielsweise der Türkei, unbekannt. Eine noch so gute Übersetzung oder Transkreation würde hier zu keinem Absatz führen, da das Thema dort schlichtweg nicht relevant ist.” 

Key Learning:  
Lokalisierte SEO-Strategien sind für international agierende Händler entscheidend, da das Suchverhalten von Land zu Land variiert und eine einfache Übersetzung oft nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt. Im Prozess der Transkreation können Händler und Marken ihre Inhalte an lokale Suchtrends und kulturelle Besonderheiten anpassen und so die Sichtbarkeit ihrer Produkte erhöhen.

Google AI Overviews oder Chat GPT: Welche Chancen und Risiken bietet KI? Wie müssen Händler und Marken reagieren, um auch zukünftig die Aufmerksamkeit ihrer Zielgruppen auf sich zu ziehen?

Künstliche Intelligenz (KI) ist zweifellos gekommen, um zu bleiben, und wird einen festen Bestandteil unseres zukünftigen Lebens bilden. Für Händler und Marken gibt es verschiedene Chancen, aber auch Risiken, die es zu berücksichtigen gilt. 

  1. Steigerung der Produktivität und Effizienz durch KI
    KI bietet Händlern und Marken die Möglichkeit, ihre Prozesse zu optimieren, insbesondere bei der Erstellung und Pflege von Inhalten. Dazu gehören zum Beispiel Produktbeschreibungen, Produktbilder und -videos. Automatisierte Tools können diese Aufgaben effizienter gestalten und dadurch wertvolle Ressourcen freisetzen.  
  2. Internationalisierung durch KI
    Die Erschließung neuer Märkte und die Transkreation von Produktinhalten sind durch KI deutlich einfacher geworden. Zwar ersetzen aktuelle Sprachmodelle (LLMs) noch nicht die finale menschliche Prüfung in Bezug auf lokale Relevanz und Korrektheit, doch sie bieten eine solide Basis, um den Markteintritt in neuen Ländern zu erleichtern. 

Es gibt jedoch auch Risiken, die beachtet werden müssen. Eines der größten ist die Abhängigkeit von KI-gesteuerten Systemen. Händler und Marken müssen darauf achten, dass sie ihre Strategien nicht vollständig der KI überlassen und dabei die menschliche Kontrolle beibehalten, insbesondere wenn es um die Feinabstimmung von Inhalten und die Anpassung an lokale Märkte geht. Zudem wird die zunehmende Nutzung von KI den Wettbewerb verschärfen, da immer mehr Marken Zugang zu denselben Technologien haben. 

Um auch in Zukunft die Aufmerksamkeit ihrer Zielgruppen zu gewinnen, sollten Händler und Marken eine Balance zwischen Automatisierung und Individualisierung finden. Es ist wichtig, die Effizienzvorteile von KI zu nutzen, dabei aber die emotionale Verbindung zur Zielgruppe nicht zu vernachlässigen. Der Fokus auf personalisierte Inhalte und gezielte, menschlich kuratierte Erlebnisse wird entscheidend sein, um sich in einem zunehmend KI-dominierten Umfeld zu differenzieren.” 

Key Learning:
KI bietet Händlern und Marken Chancen zur Effizienzsteigerung und Internationalisierung, insbesondere durch automatisierte Content-Erstellung und Transkreation. Allerdings sollten sie die Abhängigkeit von KI vermeiden und sicherstellen, eine Balance zwischen Automatisierung und personalisierter, emotionaler Ansprache zu wahren, um sich von der Konkurrenz abzuheben.

Wie können Händler und Marken den Erfolg ihrer (internationalen) SEO-Maßnahmen tracken?

Der Erfolg internationaler SEO-Maßnahmen lässt sich auf unterschiedliche Weise tracken, abhängig von der jeweiligen Suchmaschine und Plattform. Viele Plattformen bieten eigene Analysetools, wie Google Analytics oder die Google Search Console für Webseiten. Es gibt auch spezialisierte Tools, die das Keyword-Tracking auf verschiedenen Plattformen wie Google, YouTube oder Amazon unterstützen. Wenn man identifiziert hat, welche Keywords am besten zum eigenen Portfolio passen, ist es wichtig, diese regelmäßig zu überwachen – idealerweise auch im Vergleich zu den Rankings der Wettbewerber. 

Grundsätzlich lässt sich der Erfolg der SEO-Maßnahmen in drei zentrale Bereiche unterteilen: 

  1. Reichweite: Hierbei geht es darum, zu analysieren, welche Rankings zum Beispiel eine Webseite oder ein Produkt erzielt und wie sich das Ranking einzelner Keywords im Laufe der Zeit verändert. Die Sichtbarkeit in den Suchergebnissen ist ein guter Indikator für die Effektivität der SEO-Strategie.
  2. Traffic/Aufrufe: Es ist entscheidend, die Besucherzahlen einer Webseite oder die Aufrufe eines Produkts auf einem Marktplatz zu überwachen. Dieser Wert zeigt, wie viele potenzielle Kunden durch die verbesserte Sichtbarkeit angezogen werden.
  3. Conversion-Rate und Umsatz: Schließlich sollte man die Verkäufe oder Abschlüsse im Verhältnis zum generierten Traffic betrachten. Die Conversion-Rate sowie der daraus resultierende Umsatz sind die endgültigen Indikatoren für den Erfolg der SEO-Maßnahmen.” 

Key Learning:
Abhängig von der jeweiligen Suchmaschine und Plattform können Händler und Marken mithilfe verschiedener Analysetools den Erfolg ihrer internationalen SEO-Maßnahmen tracken. Die drei wichtigsten KPIs (Reichweite, Traffic, Conversion-Rate/Umsatz) der als relevant identifizierten Keywords sollten kontinuierlich überwacht und im Optimalfall mit der Performance der Konkurrenz abgeglichen werden.

„Erfolg im internationalen SEO bedeutet, global zu denken und lokal zu sprechen.”